Diese Dokumentation wurde zur Beschreibung der Serie 1.6.x von Subversion erstellt. Falls Sie eine unterschiedliche Version von Subversion einsetzen, sei Ihnen dringend angeraten, bei http://www.svnbook.com/ vorbeizuschauen und stattdessen die zu Ihrer Version von Subversion passende Version dieser Dokumentation heranzzuiehen.

Geschichtsforschung

Ihr Subversion-Projektarchiv ist wie eine Zeitmaschine. Es legt einen Eintrag für jede jemals übergebene Änderung an und erlaubt Ihnen, diese Geschichte durch die Untersuchung sowohl ehemaliger Datei- und Verzeichnisversionen als auch der begleitenden Metadaten zu erforschen. Mit einem einzigen Subversion-Befehl können Sie das Projektarchiv genauso auschecken (oder eine bestehende Arbeitskopie wiederherstellen), wie es zu einem beliebigen Zeitpunkt oder einer Revisionsnummer in der Vergangenheit war. Allerdings möchten Sie manchmal nur in die Vergangenheit spähen anstatt dorthin zu gehen.

Es gibt mehrere Befehle, die Sie mit historischen Daten aus dem Projektarchiv versorgen können:

svn diff

Zeigt die Details einer bestimmten Änderung auf Zeilenebene

svn log

Zeigt Ihnen grobe Informationen: Mit Revisionen verknüpfte Protokolleinträge zu Datum und Autor und welche Pfade sich in jeder Revision geändert haben.

svn cat

Holt eine Datei hervor wie sie mit einer bestimmten Revisionsnummer einmal ausgesehen hat und zeigt sie auf dem Bildschirm an

svn list

Zeigt die Dateien in einem Verzeichnis für eine gewünschte Revision an

Detaillierte Untersuchung der Änderungsgeschichte

svn diff ist uns bereits begegnet – es zeigt Dateiunterschiede im unified-diff-Format; wir verwendeten es, um die lokalen Änderungen an unserer Arbeitskopie anzuzeigen, bevor wir sie dem Projektarchiv übergaben.

Tatsächlich stellt sich heraus, dass es drei verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für svn diff gibt:

  • zum Untersuchen lokaler Änderungen

  • zum Vergleichen Ihrer Arbeitskopie mit dem Projektarchiv

  • zum Vergleichen von Projektarchiv-Revisionen

Untersuchen lokaler Änderungen

Wie wir gesehen haben, vergleicht der Aufruf von svn diff ohne Optionen die Arbeitsdateien mit den zwischengespeicherten ursprünglichen Kopien im .svn-Bereich:

$ svn diff
Index: rules.txt
===================================================================
--- rules.txt	(revision 3)
+++ rules.txt	(working copy)
@@ -1,4 +1,5 @@
 Be kind to others
 Freedom = Responsibility
 Everything in moderation
-Chew with your mouth open
+Chew with your mouth closed
+Listen when others are speaking
$

Vergleichen der Arbeitskopie mit dem Projektarchiv

Wird eine einzelne Nummer mit --revision (-r) übergeben, wird die Arbeitskopie mit der angegebenen Revision im Projektarchiv verglichen:

$ svn diff -r 3 rules.txt
Index: rules.txt
===================================================================
--- rules.txt	(revision 3)
+++ rules.txt	(working copy)
@@ -1,4 +1,5 @@
 Be kind to others
 Freedom = Responsibility
 Everything in moderation
-Chew with your mouth open
+Chew with your mouth closed
+Listen when others are speaking
$

Vergleichen von Projektarchiv-Revisionen

Werden zwei Revisionsnummern durch einen Doppelpunkt getrennt mit --revision (-r) übergeben, werden die beiden Revisionen direkt miteinander verglichen:

$ svn diff -r 2:3 rules.txt
Index: rules.txt
===================================================================
--- rules.txt	(revision 2)
+++ rules.txt	(revision 3)
@@ -1,4 +1,4 @@
 Be kind to others
-Freedom = Chocolate Ice Cream
+Freedom = Responsibility
 Everything in moderation
 Chew with your mouth open
$

Eine bequemere Möglichkeit, eine Revision mit der Vorgänger-Revision zu vergleichen, bietet die Verwendung der Option --change (-c):

$ svn diff -c 3 rules.txt
Index: rules.txt
===================================================================
--- rules.txt	(revision 2)
+++ rules.txt	(revision 3)
@@ -1,4 +1,4 @@
 Be kind to others
-Freedom = Chocolate Ice Cream
+Freedom = Responsibility
 Everything in moderation
 Chew with your mouth open
$

Zu guter Letzt können Sie Revisionen im Projektarchiv auch dann vergleichen, falls Sie gar keine Arbeitskopie auf Ihrem lokalen Rechner haben, indem Sie einfach den entsprechenden URL auf der Kommandozeile angeben:

$ svn diff -c 5 http://svn.example.com/repos/example/trunk/text/rules.txt
…
$

Erzeugung einer Liste der Änderungsgeschichte

Um Informationen über den Werdegang einer Datei oder eines Verzeichnisses zu bekommen, benutzen Sie den Befehl svn log. svn log versorgt Sie mit einem Eintrag, der Auskunft darüber gibt, wer Änderungen an einer Datei oder einem Verzeichnis gemacht hat, in welcher Revision die Änderung stattfand, zu welcher Zeit und welchem Datum die Revision entstand sowie – falls verfügbar – dem die Übergabe begleitenden Protokolleintrag:

$ svn log
------------------------------------------------------------------------
r3 | sally | 2008-05-15 23:09:28 -0500 (Thu, 15 May 2008) | 1 line

include-Zeilen hinzugefügt und Anzahl der Käsescheiben korrigiert.
------------------------------------------------------------------------
r2 | harry | 2008-05-14 18:43:15 -0500 (Wed, 14 May 2008) | 1 line

main()-Methoden hinzugefügt.
------------------------------------------------------------------------
r1 | sally | 2008-05-10 19:50:31 -0500 (Sat, 10 May 2008) | 1 line

Erstimport
------------------------------------------------------------------------

Beachten Sie, dass die Protokolleinträge standardmäßig in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge ausgegeben werden. Falls Sie eine andere Folge von Revisionen in einer bestimmten Anordnung oder nur eine einzige Revision sehen möchten, übergeben Sie die Option --revision (-r):

Tabelle 2.1. Häufige Protokollanfragen

Befehl Beschreibung
svn log -r 5:19 Anzeige der Protokolleinträge für die Revisionen 5 bis 19 in chronologischer Reihenfolge
svn log -r 19:5 Anzeige der Protokolleinträge für die Revisionen 5 bis 19 in umgekehrt chronologischer Reihenfolge
svn log -r 8 Anzeige des Protokolleintrags nur für Revision 8

Sie können sich auch die Protokollgeschichte einer einzigen Datei oder eines einzigen Verzeichnisses ansehen. Zum Beispiel:

$ svn log foo.c
…
$ svn log http://foo.com/svn/trunk/code/foo.c
…

Diese Befehle zeigen nur Protokolleinträge für die Revisionen, in der sich die Arbeitsdatei (oder URL) geändert hat.

Wenn Sie noch mehr Informationen über eine Datei oder ein Verzeichnis benötigen, können Sie svn log auch die Option --verbose (-v) mitgeben. Weil Ihnen Subversion erlaubt, Dateien und Verzeichnisse zu kopieren und zu verschieben, ist es wichtig, Pfadänderungen im Dateisystem mitzuverfolgen. Daher beinhaltet bei dieser Option die Ausgabe von svn log eine Liste veränderter Pfade in einer Revision:

$ svn log -r 8 -v
------------------------------------------------------------------------
r8 | sally | 2008-05-21 13:19:25 -0500 (Wed, 21 May 2008) | 1 line
Geänderte Pfade:
   M /trunk/code/foo.c
   M /trunk/code/bar.h
   A /trunk/code/doc/README

Die Unterraumwinde gefrozzelt.

------------------------------------------------------------------------

svn log akzeptiert ebenfalls die Option --quiet (-q), die den Protokolleintrag unterdrückt. Zusammen mit der Option --verbose zeigt es nur die Namen der geänderten Dateien an.

Stöbern im Projektarchiv

Wenn Sie svn cat und svn list verwenden, können Sie sich verschiedene Revisionen von Dateien und Verzeichnissen ansehen, ohne die Revision Ihrer Arbeitskopie ändern zu müssen. Tatsächlich brauchen Sie dafür nicht einmal eine Arbeitskopie.

svn cat

Falls Sie eine frühere Version einer Datei untersuchen möchten und nicht notwendigerweise die Unterschiede zwischen zwei Dateien, können Sie svn cat verwenden:

$ svn cat -r 2 rules.txt
Be kind to others
Freedom = Chocolate Ice Cream
Everything in moderation
Chew with your mouth open
$

Sie können die Ausgabe auch direkt in eine Datei umleiten:

$ svn cat -r 2 rules.txt > rules.txt.v2
$

svn list

Der Befehl svn list zeigt Ihnen, welche Dateien sich in einem Projektarchiv-Verzeichnis befinden, ohne die Dateien auf Ihren lokalen Rechner herunterladen zu müssen:

$ svn list http://svn.example.com/repo/project
README
branches/
tags/
trunk/

Falls Sie eine detailliertere Auflistung wünschen, übergeben Sie die Option --verbose (-v), um eine Ausgabe ähnlich der folgenden zu bekommen:

$ svn list -v http://svn.example.com/repo/project
  23351 sally                 Feb 05 13:26 ./
  20620 harry            1084 Jul 13  2006 README
  23339 harry                 Feb 04 01:40 branches/
  23198 harry                 Jan 23 17:17 tags/
  23351 sally                 Feb 05 13:26 trunk/

Die Spalten zeigen Ihnen die Revision, in der die Datei zuletzt geändert wurde, den Benutzer, der sie änderte, die Größe, falls es sich um eine Datei handelt, sowie den Namen des Objektes.

[Warnung] Warnung

Der Befehl svn list ohne Argumente verwendet standardmäßig den Projektarchiv-URL des aktuellen Arbeitsverzeichnisses und nicht das Verzeichnis der lokalen Arbeitskopie. Schließlich können Sie, falls Sie eine Auflistung des lokalen Verzeichnisses möchten, das einfache ls (oder irgendein vernünftiges nicht-unixartiges Äquivalent) benutzen.

Bereitstellung älterer Projektarchiv-Schnappschüsse

Zusätzlich zu den obigen Befehlen können Sie die Option --revision (-r) mit svn update verwenden, um eine vollständige Arbeitskopie zeitlich zurückzusetzen:[8]

# Lass das aktuelle Verzeichnis aussehen wie in r1729.
$ svn update -r 1729
…
$
[Tipp] Tipp

Viele Subversion-Neulinge versuchen das vorangehende svn update-Beispiel zu verwenden, um übergebene Änderungen rückgängig zu machen, was allerdings nicht funktioniert, da Sie keine Änderungen übergeben können, die Sie durch das zeitliche Zurücksetzen einer Arbeitskopie erhalten haben, falls die geänderten Dateien neuere Revisionen haben. Siehe „Zurückholen gelöschter Objekte“ für eine Beschreibung, wie eine Übergabe rückgängig gemacht wird.

Sollten Sie es bevorzugen, eine vollständige neue Arbeitskopie aus einem älteren Schnappschuss zu erzeugen, können Sie das, indem Sie den üblichen Befehl svn checkout modifizieren. Wie bei svn update, können Sie die Option --revision (-r) mitgeben. Aus Gründen, die wir in „Peg- und operative Revisionen“ erörtern werden, sollten Sie stattdessen die Zielrevision als Teil der erweiterten URL-Syntax von Subversion angeben.

# Den Trunk von r1729 auschecken.
$ svn checkout http://svn.example.com/svn/repo/trunk@1729 trunk-1729
…
# Den aktuellen Trunk auschecken, wie er in r1729 aussah.
$ svn checkout http://svn.example.com/svn/repo/trunk -r 1729 trunk-1729
…
$

Wenn Sie am Ende ein Release bauen und die Dateien aus Subversion zu einem Bündel schnüren möchten, ohne allerdings diese verdammten .svn-Verzeichnisse dabei zu haben, können Sie svn export verwenden, um eine lokale Kopie des gesamten oder teilweisen Projektarchivs ohne .svn-Verzeichnisse zu erhalten. Die Syntax ist grundsätzlich identisch zu der von svn checkout:

# Den Trunk aus der letzten Revision exportieren.
$ svn export http://svn.example.com/svn/repo/trunk trunk-export
…
# Den Trunk aus r1729 exportieren.
$ svn export http://svn.example.com/svn/repo/trunk@1729 trunk-1729
…
# Den aktuellen Trunk exportieren, wie er in in r1729 aussah. 
$ svn export http://svn.example.com/svn/repo/trunk -r 1729 trunk-1729
…
$


[8] Sehen Sie? Wir haben Ihnen gesagt, dass Subversion eine Zeitmaschine sei.